Das Seminarfach ist ein zentraler Bestandteil der gymnasialen Oberstufe in Niedersachsen. Es fördert Schlüsselkompetenzen wie wissenschaftliches Arbeiten, Teamfähigkeit und eigenverantwortliches Lernen.
Das Seminarfach nimmt im Fächerkanon der gymnasialen Oberstufe des Landes Niedersachsen eine besondere Rolle ein, da es ausdrücklich keinen inhaltlichen/fachgebundenen, sondern einen methodischen Schwerpunkt verfolgt. Es soll den Schülerinnen und Schülern die Grundlagen wissenschaftspropädeutischen Arbeitens vermitteln, wie sie später im wissenschaftlichen Arbeiten an den Universitäten gefordert werden, und damit im besonderen Maße die Ausbildung ihrer Studierfähigkeit fördern.
Methodisch vermittelt das Fach Kompetenzen in grundlegenden universitären Lern- und Arbeits- und Präsentationsmethoden. Dabei ist der Charakter des Unterrichts projektorientiert und fächerübergreifend, die Lehrkraft hilft und moderiert eher, als dass sie Inhalte vermittelt.
Im Seminarfach stehen folgende Aspekte im Vordergrund:
Wissenschaftliches Arbeiten: Die Schülerinnen und Schüler lernen, eigenständig Themen zu recherchieren, Literatur auszuwerten und eine wissenschaftliche Arbeit zu verfassen.
Projektarbeit: Die Fähigkeit, komplexe Aufgaben im Team zu bewältigen und Ergebnisse zu präsentieren, wird gefördert.
Methodenkompetenz: Techniken wie Zeitmanagement, Quellenkritik und Präsentationstechniken werden erlernt und angewendet.
Bedeutung für das Abitur
Das Seminarfach ist keinem der drei Aufgabenfelder zugeordnet. Es muss verpflichtend für die ersten drei Halbjahre der Qualifikationsphase belegt werden, im vierten Halbjahr entfällt der Unterricht. Die Halbjahresnoten mindestens zweier Halbnoten – darunter das Halbjahr der Facharbeit – gehen mit einfacher Wertung in das Abitur ein. Das Thema und die Note der Facharbeit erscheinen auf dem Abiturzeugnis unter “Bemerkungen”.
Die Facharbeit nimmt in der Arbeit des Seminarfaches eine besondere Rolle ein, da die Schüler:innen in dieser selbstständigen Arbeit auf 15 Textseiten unter Beweis stellen sollen, dass sie die obigen methodischen Fertigkeiten durch die theoretische Arbeit im Unterricht erlernt haben und in der Praxis anwenden können.
Ein besonderes Highlight ist der jährliche Seminarfachwettbewerb am Gymnasium Bruchhausen-Vilsen. In diesem Wettbewerb haben die Schüler:innen die Gelegenheit, ihre Seminararbeiten vor einer Jury zu präsentieren und sich mit den Arbeiten ihrer Mitschüler:innen zu messen. Dabei werden die besten Projekte ausgezeichnet und erhalten attraktive Preise.
Der Wettbewerb bietet eine hervorragende Möglichkeit, die eigenen Forschungsfähigkeiten unter Beweis zu stellen. Gleichzeitig fördert er den Austausch zwischen den Schüler:innen sowie das Interesse an wissenschaftlichen Themen. Wir sind stolz auf die hohe Qualität der eingereichten Arbeiten und freuen uns, jedes Jahr die herausragenden Leistungen unserer Oberstufenschüler:innen zu würdigen.
Wir wünschen allen Teilnehmer:innen viel Erfolg und Freude beim Entdecken neuer Themen und beim wissenschaftlichen Arbeiten!
Weser Kurier Artikel über die Preisträgerinnen aus 2023
Facharbeitspreis 2021
Das Schreiben einer Facharbeit im 12. Jahrgang bildet das Kernstück des Seminarfachunterrichts. Sehr individuell können die Schüler*innen ihr Thema finden und bearbeiten – einzig die wissenschaftlichen Standards zum Schreiben einer solchen Arbeit sind keine Verhandlungssache. Arbeiten zum Umweltschutz des Brokser Marktes, zum Engagement innerhalb des Ehrenamtes, zur Ernährung und zu vielen anderen Themen werden jedes Schuljahr in vielen Stunden erarbeitet. So auch im Frühjahr 2020.
Für die herausragenden Facharbeiten verleiht die Sparkasse den Facharbeitspreis. Diese Arbeiten werden mit 300, 200 und 100€ honoriert. Seit Freitag, den 19.3.2021, stehen die Siegerinnen dieses Durchgangs fest. Sie heißen: Nina Immor, Nike Tecklenborg und Lena Grundmann.
Lena Grundmann untersuchte „Die Verwendung des Substandards Kurzdeutsch unter heutigen Jugendlichen“. Gemeint sind damit Formulierungen wie „Ich schwör!, die insbesondere im Berliner Sprachraum zu finden sind. Lena hat Interviews zu ganz alltäglichen Themen geführt, um umfassende sprachliche Äußerungen „einzusammeln“, die sie dann transkribierte und auswertete. Ihre Arbeit zeichnet sich durch eine große Genauigkeit und viel Fleiß aus. Und Kurzdeutsch in Bruchhausen-Vilsen? „Das gibt es schon, allerdings nicht so expressiv wie in unserer Hauptstadt, wir sind ein anderer sozialer Raum“, sagt Lena. Sie erhielt den dritten Preis.
Nike Tecklenborg forschte zu den Möglichkeiten das Dorfleben mithilfe von Vereinen zu erhalten. Auf Facebook führte sie dazu eine Umfrage durch. „Sicher ist ein gutes Jobangebot ein viel härteres Kriterium für die Wohnortwahl. Allerdings sind Vereine schon wichtig. Wohlfühlen reduziert das Dorfsterben.“, so die angehende Abiturientin. Es ist ihr gelungen, einen Teilaspekt eines sehr komplexen Themas auszuleuchten. Auch die Selbstkritische Reflexion zum Abschluss der Arbeit, weist auf die Fähigkeiten sehr differenziert zu urteilen hin und erklärt unter anderem den zweiten Preis.
Die Siegerarbeit stammt aus der Feder von Nina Immor. Sie untersuchte die Lesesozialisation am Gymnasium Bruchhausen-Vilsen und geht der Frage nach, inwieweit Schulen die Lesesozialisation ihrer Schüler beeinflussen können? Grundständig klärt sie, was unter Lesesozialisation zu verstehen ist und analysiert dezidiert die Elemente, welche das Gymnasium zu legen versucht. „Das Gymnasium leistet einen guten Beitrag“, so ihr Resümee, „allerdings handelt es sich um eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung.“
Die neue Oberstufenkoordinatorin Kristina Schiewe ist begeistert, „Wir haben auch in diesem Jahr zahlreiche gute und sehr gute Facharbeiten lesen dürfen. Sie werden in den Fundus der Bibliothek überführt und können von den folgenden Jahrgängen gern gelesen werden.“
Verfasserin: JM. Döhl
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